Im Jahre 2020 hörte man nur ein Thema, welches stets aktuell war und allen, langsam aber sicher, auf die Nerven ging. Viele Einschränkungen, neue Gesetze und ständig diese aktuellen Fallzahlen beherrschten die Medienlandschaften jederzeit und machten den Alltag noch grauer, als er schon war.

Doch im Verlaufe des Jahres hörte man von diversen Quellen, aus verschiedenen Richtungen, Gerüchte über eine Mobilisierung, einer Zusammenkunft, einer tatsächlich umgesetzten Idee oder besser gesagt, von einer neuen Lebenskultur. Ohne zu übertreiben, aber zwischenzeitlich war das mediale Interesse an diesem neuen Projekt grösser, als an diesem, ungenannten Virus, welchen Namen der Redaktion natürlich bekannt ist, aber hier aufgrund der BAG-Massnahmen nicht erwähnt wird. Im ersten Drittel des Jahres gründeten vier junge, wilde, athletische, von Muskel protzende, von der Sonne angeschienene, fast schon himmlische Typen zusammen mit dem bekannten rothaarigen Jungen den neuen Verein – Die Wanderhuren.

Da das mediale Interesse und der Aufschrei in der Bevölkerung nach kurzer Zeit jeden vereinsinternen Rekord um ein vielfaches übertroffen oder schon fast vernichtet hat, musste der Vorstand reagieren und berief kurzfristig noch eine inoffizielle, offizielle Marketingwanderung ein, welche an diesem herbstlichem Sonntag durchgeführt wurde.

Der Vorstand zeigte sich von der intelligentesten Seite, als sie den Gedanken, dass bei einer Marketingwanderung vor allem die schönsten Mitglieder auf dem Film zu sehen sein sollten, in die Tat umsetzten. Sie fragten eine kleine Auswahl der wohl hübschesten Mitglieder an, doch diese sagten alle ab. So musste die durchschnittliche, ja fast schon 0815 aussehende Mitgliederschicht einspringen und die Akteure für diese spezielle Wanderung stellen.

Der Organisator, Präsident Egger höchstpersönlich, lud um 08:45 Uhr zur Besammlung am Bahnhof in Uznach ein. In der Anwesenheit der herrlichen Morgensonne trudelten die Teilnehmer verkatert, müde oder voller Energie, am bekannten Treffpunkt ein. In der Runde wurde über das Fehlen gewisser Teilnehmer diskutiert und man fragte sich, wieso das diese geselligen Individuen heute wohl fehlen. Speziell ist hier zu erwähnen, dass auch eines der Vorstandsmitglieder, besser bekannt als der Poet oder einfach als Hafner, aus ungeklärten Gründen nicht anwesend war. Silja S. war auch abwesend.

Aufgeteilt auf die verschiedenen Fahrzeuge machten sich die ehrenwerten Wanderhuren und Hurinnen auf zum Parkplatz Mittelwängi in Kaltbrunn. Ein Fahrzeug, welches nicht an der Besammlung auftauchte, meldete eine kleine Verspätung an, was bei diesen Zürchern auch schnell mal eine Stunde sein könnte. Während sich die bereits eingetroffen Mitglieder mit dem Filmteam, welches aus Sara, Sabrina und einigen ausgenutzten, stets schlecht behandelten Packeseln bestand, über den heutigen Ablauf unterhielten, taucht am Horizont dieses bereits genannte Fahrzeug auf. Die Beteiligten waren sehr auffällig, da sie mit einer Fahne anreisten, welche nicht wie üblich sichtbar, sondern dieses Mal riechbar war. Es war ein weiteres Vorstandsmitglied, Tony oder besser bekannt als Scheisstony, welches für die gewisse Duftnote sorgte. Das exekutive Organ des Vereins, welches immer auf die nächste Regelwidrigkeit lauert und dann voller Freude die Bestrafungsshots verteilt, kam tatsächlich zu spät und vergass obendrauf sogar noch seine Shots zuhause. Da er über sein Shotkonto sicherlich kein Buch geführt hat, übernehme ich diese Angelegenheit sehr gerne persönlich gleich in diesem Bericht. Bereits vor Beginn der Wanderung kam schon eine beträchtliche Summe zusammen. Vier Insassen im Fahrzeug kamen dank ihm zuerst nicht an die Besammlung (+4), dann noch verspätet zum Parkplatz (+4), er vergass die Bestrafungsshots (+1), aber dafür hatte er eine beträchtliche Fahne zu verzeichnen (-1). Zwischenstand für Tony vor der Wanderung (T=8).

Die Packesel waren bepackt, das Filmteam bereit und die Wandergruppe wie immer sehr gut gelaunt. Es ging vom Parkplatz Mittelwängi zum ersten Zwischenhalt, dem Wasserbrunnen hinter der Alp Hinterwängi. Die obligatorischen Wanderhuren-Weinbecher wurden gezückt und die ersten Korken knallten in Richtung Morgenhimmel. Mit grossen und erstaunten Augen wurde ein weiterer Shot-würdiger Misstritt verzeichnet. Ein Mitglied hat doch tatsächlich das wichtigste, ja fast schon das essenziellste Utensil auf einer Wanderung vergessen. Nein, wir sprechen hier nicht von den Wanderschuhen oder von den reichlich vorhandenen Getränken, sondern gerade von diesem einzigartigen, wundervoll gelungenen Meisterstück, dem Weinbecher. Das Mitglied war nicht unbekannt, da es ein weiteres Vorstandsmitglied der Wanderhuren war. Eines der Urgesteine, Raffi oder auch bekannt als Schnäfel, vergass doch tatsächlich dieses Heiligtum.

Nach der Degustation der ersten feinen Tropfen, übernahm das Filmteam das Zepter. Fast schon mit einer militärischen Führung wurden konkrete Anweisungen an die Akteure verteilt. Für die Aufnahmen gab es einige Pausen, welche den einten oder anderen sehr gelegen kamen, da der Aufstieg relativ steil war. In knapp 3,9 km ging es von einer Anfangshöhe von 1153 m.ü.M. mittels 856 Höhenmeter auf die Speer-Spitze, welche 1950 m.ü.M. liegt. Sara und Sabrina nutzen jede Situation perfekt aus, um die Akteure im idealen Licht, im exakten Blickwinkel und im besten Augenblick richtig in Szene zu setzen. Neben einer Drohne wurden diverse Kameras eingesetzt, um möglichst viel Rohmaterial für den endgültigen Marketing-Film im Kasten zu haben, welcher voraussichtlich an der ersten HV im Jahre 2021 vorgestellt werden wird.

Mit Tonys nachlassender Fahne und Eggers verschwitztem Hipster-Outfit erreichten wir übers Bützli den langersehnten Nagelflugrat, welcher uns immer näher zum heutigen Tagesziel führte. Eine Gruppe mit sechs Personen setzte sich nach dem Erreichen des Grates leicht ab, bevor sie vom Organisator für weitere Drohnenaufnahmen wieder zurück geordert wurde. Die Gruppe forderte für alle sechs Mitglieder je einen Strafshot für den Organisator, da die zusätzlichen Höhenmeter die Risiken von schmerzhaften Krämpfen und lautem Geschrei enorm in die Höhen trieben. Als sich der Organisator fast schon seelisch, psychisch und mental auf die Shotreihe vorbereitete, wurden einige Stimmen laut, dass unser liebster Tony doch genau diese Strafshots vergessen hat oder dass Tony wiederum für jeden einzelnen der je sechs Shots auch einen trinken sollte oder auch die Klassikerrufe, Scheisstony, gingen durch die Runden. Nach einer fast schon einstimmigen demokratischen Abstimmung, wuchs das Shotkonto von Tony nach diesem Vorfall(+6) auf zwischenzeitlich (T=14) an.

Mit den letzten stöhnenden Atemzügen und diversen Fluchlauten erreichte die Gruppe die Spitze des höchsten Nagelfluh-Berges in Europa um etwa 13 Uhr. Die immer noch kühlen, köstlichen und teilweise verschlossenen Weissweine wurden gezückt und es wurde reichlich auf den heutigen Tag angestossen. Viele selbst gemachte Gerichte wurden familiär in der Wandergruppe geteilt und genüsslich bei dieser unglaublichen Aussicht verzerrt. Da der Blutdruck und die Atmung langsam wieder menschlich waren, meldete sich unser Präsident nochmals erhobenen Hauptes zu Wort. Es war noch zu bestimmen, welchen Rückweg wir antreten werden. Die Abstimmung endete einstimmig für den gleichen Weg, welchen wir bereits auf dem Aufstieg angetreten haben. Obwohl der Präsi nicht für diese Route war und er seine Stimme für seine Variante abgegeben hat. Mit Tonys Zitat (-1=T13), dass Eggers Stimme sowieso nicht zählt, waren auf einmal alle der gleichen Meinung.

Der steile Abstieg ging nicht unbedingt an die Ausdauergrenze, aber in die Gelenke und speziell in die Knie. Mit dem stets aufgenommenen flüssigen Wundermittel, welches mit der Zunahme der Menge und der Zeit teilweise schon als Schmerzmittel wirkte, konnten auch diese Strapazen einigermassen locker überstanden werden. Auf der Alp Hinterwängi lud Schnäfel die ganze Wanderfamilie noch zum Trank ein, da er am nächsten Tag seinen Geburtstag ohne Kollegen feierte, danke Celä.

Die letzte offizielle Wanderung neigte sich langsam aber sicher zu Ende. Nach der Vorstandswanderung auf den Grossen Aubrig, den Vereinswanderungen auf die Rigi und auf das Augstmatthorn, dem Wanderwochenende auf das Rinerhorn und dem offiziellen Saisonabschluss in Moslig, durften wir heute die letzte top organisierte Tour in diesem Jahr geniessen. Ein grosses Dankeschön gebührt dem Filmteam, bestehend aus Sara und Sabrina, dem Organisator Egger und allen Akteuren, welche an diesem Tag ihr Bestes vor der Linse gezeigt haben. Wir freuen uns auf die Filmpremiere an der HV 2021 und sind gespannt, welche Wanderungen wir als Wanderfamilie im nächsten Jahr wieder geniessen und erleben dürfen.

Text: Dominik Glaus